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Arbeitszeugnisse entschlüsseln

Ein Arbeitszeugnis ist kein Dokument, das man einfach abheftet und vergisst. Es ist ein Schlüsselinstrument für Ihre zukünftige Karriere. Achten Sie auf die Feinheiten, denn die Teufel (und Engel) stecken im Detail! Doch wie entschlüsselt man die oft verschlüsselte Sprache?

 

Ihr Recht auf ein Arbeitszeugnis

In Deutschland haben Sie nach Beendigung Ihres Arbeitsverhältnisses das Recht auf ein Arbeitszeugnis. Der Aussteller ist verpflichtet, dieses im Sinne der sogenannten "Wohlwollenspflicht" wahrheitsgemäß, aber positiv zu formulieren. Vermeiden Sie, dass Ihr zukünftiger Karriereweg durch unklare oder missverständliche Formulierungen behindert wird.

 

Warum ist es so wichtig?

Ihr Arbeitszeugnis kann das Zünglein an der Waage sein, besonders wenn Sie unter den engeren Kandidaten sind. Arbeitgeber nehmen dieses Dokument sehr ernst. Daher sollten Sie wissen, welche Codes und Formulierungen verwendet werden und was sie bedeuten.

 

Formalitäten, die Sie nicht übersehen sollten

  • Das Zeugnis muss auf dem offiziellen Briefpapier des Unternehmens ausgestellt und original unterschrieben sein.
  • Es sollte alle wesentlichen Informationen wie Unternehmensdaten, Ihre persönlichen Angaben und Ihren beruflichen Werdegang enthalten.
  • Achten Sie darauf, dass das Zeugnis sauber und ohne Knicke oder Flecken ist.

Die Struktur: Was gehört hinein?

Ein Arbeitszeugnis hat eine klare Struktur:

  • Einleitung mit Jobtitel und Beschäftigungsdaten
  • Beruflicher Werdegang
  • Leistungs- und Verhaltensbeurteilung
  • Schlussteil mit Dankesformel und Zukunfts- und Erfolgswünschen

Verbotene Inhalte

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet Informationen über Religion, politische Einstellung oder ethnische Zugehörigkeit. Sollten Sie solche Inhalte entdecken, haben Sie das Recht auf eine Überarbeitung.

 

Entschlüsseln Sie Ihr Zeugnis

 

Worte wie "stets zufrieden" oder "hat sich bemüht" sind keine leeren Phrasen. Sie können den Unterschied zwischen einer Schulnote von 2 oder 4 bedeuten. Machen Sie sich mit den gängigen Formulierungen vertraut, um zu wissen, wo Sie stehen.

 

Arbeitszeugnis – Mehr als nur Papier

Ein Arbeitszeugnis ist mehr als ein nettes Dokument, das dein ehemaliger Arbeitgeber dir beim Abschied in die Hand drückt. Es ist ein entscheidender Faktor in der Bewerbungsphase. Arbeitgeber achten sehr darauf, denn das Zeugnis gibt Aufschluss nicht nur über deine fachlichen Fähigkeiten, sondern auch über deine sozialen Kompetenzen.

Formelle Anforderungen - Das Kleingedruckte

Bevor wir zu den Codes und Geheimnachrichten kommen, beachte, dass das Arbeitszeugnis formelle Kriterien erfüllen muss. Es muss auf offiziellem Briefpapier gedruckt, unterschrieben und im besten Fall persönlich überreicht werden. Elektronische Versionen und digitale Signaturen sind tabu!

Die verborgene Sprache der Formulierungen

In der HR-Welt gibt es eine Art ungeschriebenes Gesetz für Formulierungen in Arbeitszeugnissen. Obwohl Codes und Geheimzeichen unzulässig sind, sagt die Wortwahl viel aus. Beispielsweise verrät die Reihenfolge, in der deine Qualitäten und Fähigkeiten aufgelistet sind, viel darüber, wo deine Stärken und Schwächen liegen.

Die Reihenfolge macht’s

Wenn dein Zeugnis zuerst deine sozialen Kompetenzen wie "Kundenfreundlichkeit" oder "Kollegialität" erwähnt und erst danach deine fachlichen Fähigkeiten, solltest du das als rote Flagge sehen. Es könnte nämlich heißen, dass du zwar ein netter Mensch, aber fachlich nicht überzeugend bist.

Sei Aktiv, nicht Passiv

Die Wortwahl ist entscheidend. Aktive Verben wie "gestaltet", "analysiert" und "integriert" stehen im Zeugnis besser da als passive Formulierungen wie "wurde angewiesen". Achte darauf, dass dein Zeugnis solche aktiven Verben enthält.

 

Das Wichtigste kommt am Ende: Der Schlusssatz im Arbeitszeugnis

Oft wird das Ende eines Texts eher überflogen, beim Arbeitszeugnis ist das jedoch ein Fehler. Der Schlusssatz im Arbeitszeugnis ist enorm wichtig, denn er fasst nicht nur alle vorherigen Aussagen zusammen, sondern hinterlässt auch den letzten, prägenden Eindruck beim Leser.

 

Die Bestandteile einer guten Schlussformel

  1. Angabe des Grundes für die Beendigung der Zusammenarbeit
    Dieser Punkt kann optional sein, jedoch kann er in bestimmten Situationen für Klarheit sorgen, zum Beispiel, wenn die Beendigung der Zusammenarbeit nicht aufgrund von Leistungsmängeln erfolgte.

  2. Bedauern über den Weggang:
    Ein Zeichen dafür, dass der Arbeitgeber die Zusammenarbeit als positiv empfunden hat.

  3. Dank an den Mitarbeiter:
    Hier zeigt der Arbeitgeber Wertschätzung für die geleistete Arbeit.

  4. Gute Wünsche für die Zukunft:
    Ein Zeichen von Höflichkeit und guten Manieren.

Ein Beispiel für eine hervorragende Schlussformel könnte so lauten: „Frau Meier verlässt das Unternehmen aus eigener Entscheidung. Wir bedauern dies sehr und bedanken uns für die stets gute Zusammenarbeit. Für ihre weitere Zukunft wünschen wir Frau Meier alles Gute.“

Muss der Kündigungsgrund im Abschlusszeugnis genannt werden?

Der Kündigungsgrund darf nur dann vom Arbeitgeber genannt werden, wenn der Arbeitnehmer dies ausdrücklich wünscht. Dies kann insbesondere dann sinnvoll sein, wenn die Kündigung aus wirtschaftlichen Gründen erfolgt ist und nicht wegen mangelnder Leistung.

Darf der Arbeitgeber den Schlussteil im Arbeitszeugnis weglassen?

Das Fehlen einer Schlussformel in einem Arbeitszeugnis ist meist ein schlechtes Zeichen. Es deutet darauf hin, dass der Arbeitgeber keinen Anlass sieht, dem Arbeitnehmer für die Zusammenarbeit zu danken oder ihm für die Zukunft gute Wünsche mit auf den Weg zu geben. Obwohl das Bundesarbeitsgericht 2022 entschieden hat, dass eine Schlussformel nicht zwingend notwendig ist, sollte ihr Fehlen als Alarmzeichen gesehen werden.

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